Weitra: „Waschka“ wird zum „Rathskeller“ 700-jähriges Bierjubiläum wird auch mit Neustart im ältesten Lokal Weitras gefeiert: Matthias Bachofner investiert kräftig.

Von Markus Lohninger. Erstellt am 17. März 2021 (05:03)

Moderne Bar trifft traditionelles Bierlokal: Matthias Bachofner erweitert sein Refugium vom „Stadtkeller“ mit neuer Terrasse (rechts) um den legendären „Waschka“, den er im Juni als „Rathskeller“ mit Zusatz „zum Waschka“ wiedereröffnen will. Als Pächter im gemeindeeigenen Stadtkeller habe sich Bachofner mehr als bewährt, ist Bürgermeister Patrick Layr (links) von einer langfristigen Lösung überzeugt.Frische Frühlingsluft umströmt den weithin bekannten „Waschka“: Der Kult-Gasthof am Weitraer Rathausplatz wird, nachdem Pächter Willi Hentsch das Handtuch warf, nicht nur weitergeführt – sondern bis zum Neustart Anfang Juni gleich einem kräftigen Innovations-Schub unterzogen.„Man wird mich sicher in beiden Betrieben sehen – wenn Not am Mann ist auch als Kellner, am Abwasch oder beim Besteckpolieren.“ Matthias Bachofner will das Wirteleben im Stadtkeller und nebenan im Rathskeller leben

„Mutiger Schritt von jungem, innovativem Wirten.“

Matthias Bachofner ist als neuer Pächter der Gaststätte mit etwa 200 Sitzplätzen im Lokal bzw. Wintergarten sowie 13 Fremdenzimmern trotz seiner erst 25 Jahre kein Unbekannter mehr. In Harbach aufgewachsen, hat er nach einer Lehre zum Restaurantfachmann im Moorheilbad und Saisonen in Lech am Arlberg, im LATE Krems bzw. Landhaus Bacher Mautern 2019 mit Übernahme des früheren „Piccolo“ in Weitra den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt.Die Bar am Ort einer früheren Tankstelle, die im Eigentum der Stadtgemeinde steht, hat er damals zum „Stadtkeller“ umgetauft, innen gemeinsam mit seinem Vater und Freunden komplett neu aufgebaut. 2020 hat er auch eine schicke Terrasse errichtet, das Jahr trotz der CoV-Turbulenzen gut gemeistert.„Matthias hat im Stadtkeller wirklich bewiesen, wie man einen Gastronomiebetrieb heute erfolgreich und modern führen kann“, zollt Bürgermeister Patrick Layr seinem Pächter Anerkennung: „Er ist ein junger, innovativer Wirt auch für das traditionelle Gasthaus, ich gratuliere ihm zu seinem mutigen Schritt!“

Weitra ist eben Tradition 

Bachofner gibt den Stadtkeller für die neuen Pläne nicht auf, sondern will parallel dazu mit Anfang Juni den nebenan gelegenen Gasthof Waschka als „Rathskeller“ mit Zusatz „zum Waschka“ wiedereröffnen. Der „Keller“ im Namen soll die Verbindung zum Stadtkeller signalisieren, das „Rat“ jene zum Rathaus. Und das „H“? „Das ist kein Tippfehler“, schmunzelt Bachofner, „ich möchte mit diesem Rückgriff auf historische Schreibweisen die Tradition der Stadt im Namen verankern.“Die sollen auch die Hommage an Karl „Walter“ Waschka als Zusatz „zum Waschka“ im Schriftzug und die Hopfenblüte im Logo vermitteln: Das Gasthaus aus dem frühen 14. Jahrhundert ist etwa gleich alt wie das Bierprivileg von 1321, das Weitra zur ältesten Braustadt Österreichs macht.

Historie trifft Moderne: Sechsstelliger Investitionsbetrag

Etwas ausgefallen und modern, aber trotzdem bodenständig und in der Stadt verankert will Matthias Bachofner seinen Rathskeller nicht nur im Namen präsentieren. So will er einerseits den Charme und Flair des historischen Wirtshauses erhalten, zugleich im Rahmen eines langfristigen Pachtvertrages einen sechsstelligen Euro-Betrag in die Erneuerung investieren.Primär will er bis zum Neustart den Gastgarten samt Schirm und Mobiliar erneuern, neue Küchengeräte und ein komplett neues, elektronisch gesteuertes Schanksystem installieren. Auch in der Kassa soll die Digitalisierung Einzug halten – ein Boniersystem, das Wartezeiten verkürzt und auch ein Zahlen mittels Karte am Tisch und faires Aufteilen des Trinkgeldes im Team erlaubt, kommt. Für Anfang 2022 fasst Bachofner bereits die Erneuerung des Gesamtkonzeptes für die Gaststube ins Auge.

Zimmer mit Namen, Speisekarte mit Abwechslung

Schon einen Monat vor der geplanten Eröffnung soll Anfang Mai die Homepage im Netz stehen. Dafür wird ein Direktbuchungs-System ausgearbeitet, das an gängige Plattformen geknüpft ist und die Buchungslage in Echtzeit darstellen kann. Die Zimmer sollen künftig indes nicht mehr auf Nummern, sondern auf Namen – erraten: solche mit Bezug zur Weitraer Identität – hören. Getüftelt wird freilich auch an der künftigen Speisekarte. „Ich lege großen Wert auf möglichst regionale Zutaten für frische Gerichte, die neben beständigen Klassikern auch immer wieder zum Probieren von Neuem einladen“, sagt Matthias Bachofner.

Führungs-Positionen in erfahrenen Händen

Personell steht für das Team von Willi Hentsch das Angebot, auch im Rathskeller dabei zu sein. Aber: „Ich brauche auf jeden Fall auch zusätzliches Personal, vom Abwasch über das Service bis zum Souschef.“ Für den Sommer hält er auch nach Praktikanten Ausschau. Fix gefunden ist bereits ein Küchenchef mit jahrelanger internationaler Erfahrung, eine zuletzt in einem 3-Hauben-Lokal tätige Patisseuse und ein bewährter Restaurantleiter. Seine Mutter, die bisher im Stadtkeller mitgearbeitet hat, wird Hotelchefin.Für die Hochsaison kalkuliert Bachofner mit 18 Beschäftigten im Rathskeller plus zwei Angestellten im Stadtkeller. Seine eigene Funktion sieht er künftig eher im Management-Bereich, aber nicht nur: „Man wird mich sicher in beiden Betrieben sehen, wenn Not am Mann ist auch als Kellner, am Abwasch oder beim Besteckpolieren.“Der Zeitpunkt der Übernahme eines großen Gastro-Betriebes erscheint gewagt, beklagen mitten im Lockdown doch Wirte landauf und landab den drohenden Zusammenbruch. Nicht so Matthias Bachofner, der als Zwölfjähriger im Bierstüberl „Nepomuk“ seines Onkels in Harbach ins Wirteleben schnupperte: Er strotzt vor jugendlicher Energie, die er im Winter halt nicht als Wirt, sondern zum Austüfteln eines Betriebskonzeptes genutzt hat. „Es wird hinsichtlich Coronavirus wieder besser werden. Aber ich hatte jetzt die vielleicht einmalige Chance, meinen Traum vom eigenen Wirtshaus direkt neben meiner bestehenden Bar zu verwirklichen – es wäre falsch gewesen, sie nicht zu ergreifen.“

 

Lieber Matthias, das Team von harbach.info wünscht dir viel Erfolg. Mit deiner tollen Familie wirst du diese Mörderaufgabe stemmen können. Toi toi toi!

Von Redaktion

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