„Zukunftsfitness“

Das Ziel der Gemeindeführung ist das Gemeindeamt „ZUKUNFTSFIT“ zu machen. Soweit so gut. Wichtiger Teil des geplanten Umbaues ist das Übersiedeln des Bürgermeisterinnenraumes in die ehemals vermietete Wohnung im ersten Stock, die in ein großes Büro umgewandelt wird und um einen Zubau nach vorne hin vergrößert wird. Hinter der durchgehenden Fensterfront zur Straße soll sich das Bürgermeisterinnenbüro nun zukünftig befinden.  Im Erdgeschoß bachseitig vorne, ist das Büro des Tourismusvereins geplant. Das „Bürgerbüro“ wird am alten Platz mit neuem Eingang umgestaltet.

Wir haben den Plan händisch für die Bürger hier nachgezeichnet. Außerdem wird das Dachbodenarchiv ausgeräumt und die Decke somit entlastet. Die Unterlagen kämen dann in das neu zu errichtende Kellerarchiv.

Zukunftsfit wird das Gemeindeamt durch größere Büros aber leider nicht. Was bedeutet Zukunftsfitness in einem Amt?

Papierloses Büro…

Ein wesentlicher Punkt wäre die Digitalisierung aller Aktenbestände um sich einem papierlosen Büro (dem allerwichtigsten Ziel jeder nachhaltigen Büromodernisierung) anzunähern. Doch was ist geplant? Der Keller wird saniert um dorthin die Dokumente aus dem Dachboden zu übersiedeln. Leider wieder nur als Papierakten, die in Rollregalen gelagert werden könnten. Es gibt keinerlei Ansätze eine zeitgemäße Digitalisierung durchzuführen, wie sie bei den Bezirkshauptmannschaften Einzug gehalten hat. Das ist leider „vorgestrig“.

Barrierefreiheit folgt wann?

Die Barrierefreiheit, als großes Plus der Sanierung angekündigt, kommt in Wahrheit nicht vollständig. Das Bürgermeisterbüro samt Besprechungsraum wird für Behinderte nicht selbständig erreichbar sein. Ebenso werden gehbehinderte Menschen nicht die Möglichkeit haben eine Gemeinderatssitzung zu verfolgen, ohne hinaufgetragen zu werden. Das alles muss warten, bis der zukünftig geplante Lift errichtet wird, der jährlich beträchtliche Wartungskosten verursachen wird, denn es handelt sich ja um ein öffentliches Gebäude mit erhöhtem Sicherheitsbedarf. Wieso genügt nicht ein Treppenlift, der sofort eingebaut werden könnte? Auch das ist nicht „zukunftsfit“, wenn Bestimmungen nicht umgesetzt werden, die man seit 2006 bei Amts-Umbauten umsetzen MUSS…

Homeoffice wird schwieriger mit dieser Art Büro

Ein wesentlicher Teil der „Zukunftsfitness“ einer Behörde oder eines Unternehmens ist die Möglichkeit Homeoffice zu machen. Damit werden Anfahrtswege gespart, die Büroflächen können kleiner werden und man spart sich und der Natur unnötige Energie- und Baukosten. Auch für die Mitarbeiter gibt es dadurch große Erleichterungen. Das ist ein Plus bei der zukünftigen Suche nach qualifizierten Mitarbeitern. Doch wir förderten hier große Büros, ohne sie mit einem Digitalarchiv zu vernetzen. Das bedeutet, Homeoffice wird nicht erleichtert, bzw. verunmöglicht. Auch das ist nicht „zukunftsfit“

Schulden in Krisenzeiten als Zukunftsfitness

Die Baukosten sind natürlich enorm und werden in Zeiten der explodierenden Baupreise sicher nicht zurückgehen. Eine Steigerung von 850.000€ auf 1 Million € ist eingeplant und soll halten. Die Baukosten bei der Schule, die zeitgleich von derselben Firmen errichtet werden soll, steigen dagegen schon jetzt beträchtlich. Um das beurteilen zu können wurde eine saubere Trennung der Kosten beider Baustellen zugesichert… Was bleibt sind jedenfalls beträchtliche Schulden.

Heute noch ein Tourismusbüro zum Hineingehen?

Wir haben bei einigen Menschen nachgefragt, wann sie zuletzt ein Tourismusbüro in einer Urlaubsdestination aufgesucht haben. Wir in der Redaktion machen das alle schon jahrelang nicht mehr. Ältere machen das noch eher, aber der Bedarf wird weiter zurückgehen. Das ist ein Zukunftstrend. Eine Investition ins Gegenteil, nämlich in ein eigenes Tourismusbüro direkt neben einem Bürgerbüro ist wohl eine Fehlinvestition. Heute braucht es aktuelle Informationen mit Buchungsmöglichkeiten im Internet. Das wäre „zukunftsfit“.

Die wenigen und wohl rückgängigen Auskunftssuchenden, die hier relativ „weit vom Schuss“ beauskunftet werden sollen, sollten von einem gut geschulten Mitarbeiter im Bürgerbüro abzuarbeiten sein. Ein Tourismusmitarbeiter könnte dann außerhalb der Amtsstunden das Büro betreuen. Ein Parallelbetrieb mit zwei Büros ist sicher nicht sinnvoll, daher würde wohl ein Raum genügen.

Bürgerbüro, für wen?

Schließlich: Wie viele Bürger kommen im Schnitt täglich in das Gemeindeamt? Und um wie viel würde das mit einem guten Internetservice der Gemeinde zurückgehen? Unsere Gemeinde hat sich gegen einen Ausbau der digitalen Amtswege entschieden und erneuert stattdessen zum dritten Mal seit 2013(!) den Raum und teilt ihn diesmal mit Glaswänden vom Stiegenhaus und den anderen Büros ab. Gesamt entstehen so sechs Büros für unsere Gemeinde mit 720 Einwohnern. Das ist nicht effizient und somit leider auch nicht „zukunftsfit“.

Was wäre „zukunftsfit“?

Zukunftsfit und fortschrittlich wäre unter vielen anderen Ideen auch z.B. ein Aufteilen der anfallenden Arbeiten auf die verschiedenen Gemeinden der Kleinregion. Dann könnte z.B. das gemeinsame Bauamt in Weitra, St. Martin, Bad Großpertholz oder wo auch immer sein, mit zwei, Mitarbeitern, die sonst nichts machen würden und somit bestausgebildet und viel schneller wären. Die Akten wären selbstverständlich digital und könnten von zu Hause aus bearbeitet werden und den betroffenen Bürgern per Mail zugänglich gemacht werden, u. ä.

 

Übrigens: Diese Abstimmung über ein größeres oder ein kleineres Gemeindeamt ist keine Abstimmung zwischen „zwei Denkschulen“ oder kein Aufbegehren einer „Minderheit“. Es ist auch keine Auseinandersetzung zwischen ÖVP und anderen. Es ist ganz einfach so, dass ein riesiger Teil der Bevölkerung den Sinn hinter diesen Umbauten nicht sieht, und zwar quer durch alle Wählerschichten und Altersgruppen.

Wenn man sich mit dem Argument der Zukunftsfitness auseinandersetzt, dann bietet diese Rieseninvestition einfach zu wenig Ansätze, die die Qualität unserer Verwaltung steigern können.

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