Das Buch „Der Wanderer im Waldviertel“ von Johann Anton Friedrich Reil (1773-1843) ist ein Vorläufer heutiger Reiseführer. Reil kam 1773 als Sohn eines Zuckerbäckers bei Koblenz zur Welt und wurde schon in jungen Jahren Schauspieler. Seit 1800 trat er an den Wiener Hofbühnen auf und als er 1831 als Schauspieler in Pension ging wurde er Kammerdiener bei Kaiser Franz I (1768-1835). Er schrieb kurze Dramen und Gedichte und veröffentlichte auch landeskundliche Werke wie „Der Wanderer im Waldviertel“.

Darin gibt es auch einen interessanten Bericht über die Glasmacher in der Schwarzau und Joachimsthal unter den Hüttenmeistern Joseph Wenzel Zich (Vater) und Joseph Zich (Sohn). Diese Familie erreichte ganz herausragende Erfolge der Glasmacherkunst in der Monarchie. Mehr dazu weiter unten, hier zuerst der Auszug aus dem Buch (etwas schwer leserlich, durch die 200 Jahre alte Sprache:-)

Zweiundzwanzigster Tag (19. Juli 1815)

Morgens früh fuhr ich mit dem Herrn Oberamtsmann drei Stunden von Weitra ins Joachimsthal, zum erstenmale eine Glashütte zu besehen.

Auf dem Wege dahin gibt es einzelne, ganz hübsche Partien, besonders bei dem Rückblick nach Weitra und dem Seitenblicke nach dem Kirchturm der Pfarre Harbach und den gegenseitigen, auf den Waldhügeln zerstreuten Hütten der Hirschenwiese, worin meistens Arbeiter für die Glashütte wohnen, Holzfahrer, Schleifer usw.; und es drang sich mir die Bemerkung auf, wie derjenige, welcher im Juli von Wien ins Waldviertel reist, noch das Angenehme genießt, aus dem Sommer wieder in den Frühling zu kommen. Wenn auf den Feldern um Wien schon die gelben Garben liegen, gewahrt man in jenen Bezirken, wo sich die Keime erst später aufmachen, noch die grünen Wellen der Fruchthalme. Ja, zuweilen fand ich dort auf zwei dicht angrenzenden Kornfeldern ungleichen Bodens Sommer und Frühling zugleich. Das eine mit fast reifen, das andere mit erst verblühten Ähren. Als ich ins Joachimsthal eintrat, erblickte ich rechts an der Straße auf der Außenwand eines Maierhofes (Anm. Der Author verwechselt hier offenbar Schwarzau und Joachimsthal, dieser Schriftzug stand, der Überlieferung nach, am Fürstenbersg´schen Forsthaus in der Schwarzau und die Anreise an Harbach vorbei deutet klar auf die Schwarzau als erstes Ziel hin.), worin auch ein sehr guter Schleifer wohnt, folgende Verse  

Auf dieser Erde baut man fest,
Sind doch nur alle fremde Gäst,
Und wo man solle ewig seyn,
Dahin baut man fast nicht hinein.
Oh Mensch für diese kurze Zeit
Thust viel mit Willen und mit Freud,
Sorgst stets um ein bequemen Ort,
Obschon nichts weißt, musst morgen fort;
Erinnere dich, vergiss doch nicht
Auf deine Seel, auf deine Pflicht.
Und baue dir auch dort hinein
wo du dereinst sollst ewig seyn.   
1788.

Vor der Glashütte selbst kam uns der Glasmeister, Herr Zich, ein junger Mann (Anm. Joseph Zich, der Sohn 1789-1834, damals also 26 Jahre alt), freundlich entgegen, bedauerte aber, dass er sogleich noch eine Stunde weit nach Schwarzau (Anm. wohl Joachimsthal) gehen müsste um mit seinem Vater vor dessen Abreise manches Nötige zu besprechen. Die Fritte (ein flüssig gemachtes Gemenge von Pottasche, gestoßenem Kies, Kalk, usw.) war hier schon in den Öfen und sott; die eigentliche Glasarbeit ging erst um zwölf Uhr an, bis dahin konnten wir zurück sein, wir eilten nach einem gedeihlichen Morgenimbiß mit ihm zur Schwarzauer (Joachimsthaler) Glashütte.

Die Sonne feuerte auf mich ein, als ob ich selbst zur Fritte werden sollte. Aber ich stieg kräftig und heiter meine Bergwege hinan und dachte, ich bin schon geformt, und ich gehe nicht eher wieder aus der Form, bis die Sonne mir Ruhendem unter der Erd nicht mehr leuchtet.

In der Schwarzau scheidet der Bach Lainsitz Böhmen (klarer Hinweis, dass er sich jetzt in Joachimsthal befindet) von dieser Seite des Waldviertels. Kaum vernahm ich dies, so lief ich voraus. Auf der kleinen Brücke rief Herr Zich mir nach: stehen Sie schon in Böhmen? Nein, rief ich zurück, auf keiner leichten Brücke, auf keinem gebrechlichen Holze, sondern auf dem Grund und Boden von Böhmen will ich wieder stehn in dessen Wäldern, Burgen und Tälern ich manche heiter flüchtige Jugendtage genoß, und so überschritt ich das Knüppelbücklein, setzte meinen inken Fuß auf Böhmen und blieb mit dem Rechten auf Österreich, ließ das helle Bächlein neben Wiesenrändern unter meinen Beinen durchrieseln, und da stand ich, ein Miniaturbild des Kolosses von Rhodos, scherzend auf zwei Reichen, und wünschte, dass alle in beiden Reichen mit beiden Füßen auf ihrem Mutterlande so fest und vergnügt stehen möchten, als ich in diesem Augenblicke auf den Grenzrändern.

In der Hütte des Vaters Zich (Anm: Joseph Wenzel Zich, ca. 1754-1824, der Vater und Inhaber einiger Patente zur Glaserzeugung), welcher auch Glasmeister ist, war die Arbeit schon vorüber, und einige Arbeiter lagen in Winkeln zerstreut im Schlafe. Es gewährt Vergnügen, einen von strenger Arbeit sich erholenden Menschen im tiefen Schlafe zu sehen. Auf harter Erde hingestreckt waren sie hingegossen ohne Polster und ohne Decke; ihr Schlaf ist gewiß süß, sagte ich zu mir. So leicht geht euer Atemzug, selbst die häufigen Gäste, die lästigen Fliegen, bohren vergebens eure Ruhe wach, fast bedeckt ist euer Gesicht von ihnen, und ihr zucket nicht einmal, sie zu verscheuchen.

Das ist wahr, so wie der Hunger den besten Speisezettel macht, so bereitet auch die Arbeit das weichste Bett und den ruhigsten Schlaf.

Auf der Redoute in Wien sah ich auch manchen todbleichen Harlekin, welchen Überlust an Tanz und nichtigem Scherz auf Bänke ermattet hingeworfen. Wie anders war der Eindruck auf die Schlafenden hier in dieser dunklen Hütte! Erbaulich ist solcher Anblick, besonders auf die Unschuld im Schlafe. Einige Knaben lagen mit ihren Armen ineinander verschränkt, andere mit ihrem Kopfe auf den Schenkeln des Vaters, an dessen Arm oben wieder ein anderer lag, ein anderer war hingestreut wie auf einem Andreaskreuze.

Wie mancher Städter schwitzt in seinen weichen Flaumen sich matt, hier kühlt der Mensch sich vom Schweiße seiner Arbeite auf hartem Lager wohlbehalten ab. Menschen, die euch bei Tage die Langeweile plagt und bei Nacht der Schlummer flieht, tretet her in solche Hütte der Arbeitsamen und erblicke an diesen Beispielen eure sicheren Ärzte! Wir kehrten aus der Schwarzau ins Joachimsthal zurück und kamen richtig zur 12. Stunde an, welche die Arbeiter zum Gebete ruft.

Wer das Vertrauen auf göttliche Hilfe im Strudel der Welt sich allmählich hat verdrängen lassen, wer ein eifriges inbrünstiges Gebet nicht mehr kennt, der gehe nicht in Stadtkirchen, die wie Durchhäuser betrachtet werden, sondern hierher und weide sich an den Betern! Nicht ohne tiefe Tränen kann er Zeuge sein. Diese Menschen  beten, die tiefste Inbrunst drückt sich auf ihren Gesichtszügen, an den gefalteten Händen und in dem rührendsten Tone aus. So wie die Glocke ausgeläutet, kniet ein jeder auf dem Platz seiner Arbeit, die Väter, die jungen Burschen und die Knaben. Ein an Wuchs und Jahren hoher Greis, vormals Obergesell, nun von dem Glasmeister erhalten, als Vorbild der Übrigen, kniet vorne, hebt sein Haupt gegen Osten und betet mit heller Stimme und vernehmlichen langsamen Worten vor. Hier folgen seine zwei Gebete, die er mir selbst ganz korrekt und fließend abgeschrieben hat:

Gebet
Großer Gott, Herr, himmlischer Vater! Nachdem wir uns zur Arbeit sammeln, wollen wir uns zuvor auf unsere Knie werfen und dich um Gnade bitten: Du wolltest unseren Körpern so viele Kräfte geben, daß wir unsere Arbeit so verrichten, wie es Standespflicht von uns fordert und auch zugleich unseren zeitlichen Herrn und Vorgesetzten nach ihrem Willen genüge leisten. Vorzüglich aber bitten wir dich, du wolltest unsere Arbeit, welche wir dir in Demut aufopfern, zu deiner Ehre aufnehmen und zu unserem Heil gereichen lassen. Um diese bitten wir dich durch Jesum Christum unseren Herrn. Amen.

Zweites Gebet
Mein Gott! Wir opfern dir unser Gebet so mit all unserm Tun und lassen, unserm Handel und Wandel, unser Leben und Sterben auf; gib uns diene Gnade, daß wir auch unser Leben so einrichten, wie dein lieber Sohn unser Herr und Heiland getan, auf daß wir auch einst das ewige Leben erlangen mögen. Amen.

Des Greises Angesicht, auf welchem Gutmütigkeit in edelgehaltenen Zügen lag, sein rührender Ton, der tiefe Nachklang der Männer, der kräftigere der Burschen, der helle der Knaben, der wahrhaftige aller machte einen Chor, an dem Gott Wohlgefallen haben könnte. Ich hätte diese Gruppe aufgezeichnet haben mögen, um sie manchen Christen ins Zimmer zu hängen, bei denen man noch Zerrbilder findet, die zur Andacht mahnen sollen, aber dieselbe mehr ersticken, ja entwürdigen. Nach dem Gebete stehen alle rasch auf, und jetzt  geht es rüstig an die Arbeit.

Der Einschürer fährt fort, den Ofen einzufeuern, die Buben bringen ihren Herrn, den Gesellen, die Werkzeuge herbei: und diese Gesellen, die eigentlichen Glasmacher, verfertigen nun die Glasgattungen, deren Form ihm der Glasmeister gegeben hat. Trinkflaschen, Arzneigläser, Ölflaschen, Fenstertafeln, u. dgl. an der ihm angewiesenen Werkstatt des Ofens.

Der Ofen ist rund und hat sechs, acht bis zehn Öffnungen, aus welchen der Arbeiter die Fritte seines Hafens nimmt.

Der Eintrager, ein Bube, läuft hin und wieder, seinen Herrn dienend, er schneidet das Glas wie einen Teig, bringt es in den Kühlofen. Wenn die Fritte anfängt zu schmelzen, fängst´s auch an zu rauchen. Wollendick steigt der blaue Dunst auf daß man glaubt, die ganze Hütte verschwinde unter Pfeifen und Zischen, das im Glasstoffe durch die Entbindung des Rauches entsteht.

Nach und nach wird es lichter in der Hütte durch die größere Wärme. Der Schmelzer kommt mit seinem Eisenstab und sieht bei jedem Hafen nach, ob das Glas schon geschmolzen ist, und legt dann wieder eine neue Materie ein. So geht die Arbeit ununterbrochen zwölf Stunden fort, bis alle Hafen leer sind. Man denke sich die ungeheure Ofenglut, draußen die Sonnenhitze, die auf das Holzdach und die die vielen großen Öffnungen einbrennen, und zwölf Stunden die schwere kraftnötige Arbeit; die Leute sehen wie die Leichen aus, und ihre Hemden sind durchnäßt von Schweiß, und doch die Arbeiter selbst fröhlicher Natur. Gleich von dieser Arbeit geht der Bursche eine Stunde oder zwei Stunden weit zum Tanz, tanzt die ganze Nacht, geht des Morgens wieder zur Arbeit und so die ganze Woche durch, bis dann wider zum Tanz. Wenn man sieht, wie viel Mühe das Glasmachen kostet, man möchte sich der Sünde fürchten, ein Glas zu brechen, und wie leicht mutwillig oft wird es gebrochen!

Sind Glück und Glas in der Vergänglichkeit sehr ähnlich, umso unähnlicher in der Entstehung. Das Glas wie viel Mühe, wie viel Vorbereitung, das Glück wie leicht springfüßig! Wahrlich! Das Werk in Glashütten wäre des unsterblichen Sängers von der Glocke würdig gewesen…

Den anderen Tag sollten wir den drei Stunden entlegenen Brünnelberg (=Brünnl/Dobra Voda) mit seiner ungemein weiten Aussicht besteigen und den äußerst geschmackvollen, für Ästhetiker und Botaniker interessanten Garten des Grafen Buquoi (richtig Buqouy) in Gratzen besehen oder nach dem Schlosse Bertholds (=Bad Großpertholtz) oder zur Eisenschmelz, Pechsiedereien, Teer-, Wagenschmier-, Kohlenbrennereien wandern, allein die Witterung drohte ihre Ungunst anzuhalten, und so fuhren wir nach Weitra zurück. Sehr gerne hätte ich im Joachimsthale (wohl Schwarzau) noch länger verweilen mögen. Der einfache Ton des Tales, der Anbau und die Bienenbetriebsamkeit des munteren Hüttenvölkchens und die verständige Leitung des jungen Meisters gefielen mir sehr. Auf meiner Heimkehr nach Wien dachte ich oft daran, und machte wegen des Glases, welches Herr Zich mir zum Angedenken gegeben hatte, zum ersten Trunke am Abend  meiner Ankunft mir folgende Verse:

Frisch, Weibchen, fülle mir das Glas!
Ich weih´es ein zum Freundschaftsbild.
Da gebe deine Hand das Maß
Die würdigste, die mir es befüllt

Der erste Ehrentrunk gehört
Dem Meister, der es selbst gemacht
Zum Angedenken mir verehrt;
Mit Feier sei es ihm gebracht!

Ich lächle, ja! Denn dieses Glas
Nehm´umso lieber ich zur Hand,
Weil ich bei jenem Hafen saß,
Aus dessen Fritte es entstand.

Wie fest sein Boden! Und der Schliff
Wie zierlich, rein und schön beblümt!
Wie paßt der Henkel recht zum Griff!
Kurzum, ein Glas, das jeder rühmt.

Jezte Weibchen, tu ich dir Bescheid,
die Kinder schließe ich mit ein.
Das Glas soll unser Tischgeschmeid,
Und täglich mein Leibglas sein.

Je länger ich Bescheid getan
Auf unsers Hauses Wohlergehn,
Verdanken wir´s dem Ehrenmann,
Das wollt´er auch damit verstehn.

Und diese Meinung halt´ich hoch,
Wenn auch der Gabe Rinde bricht,
Verrinnet mir die Freundschaft doch,
Der Sinn des Angedenkens nicht.

Horch! rufet mit dem zwölften Boms
Die Glocke mich zum Mittagsmahl,
So denk, ich rufe: Wohl bekomm´s
Dir Ehrenmann im Joachimsthal!

Zuletzt tu ich am Tischgelag
Mir selbst Bescheid und bete dann:
Gott, lang verschieb´ den letzten Tag!
Daß ich noch lang euch lieben kann.

Josef Wenzel Zich und sein Sohn wurden in der Tat sehr berühmte Glasmacher in der folgenden Zeit. Sie waren eine von drei bekannten Hütten in der Monarchie, die schwarzes Glas herstellen konnten.

Beschreibung von Walter Spiegl: Erfinder des schwarzen Hyalithglases war Georg Franz August de Longueval Graf von Buquoy (1781-1851), dessen Familie seit 1620 unter anderem die südböhmische Herrschaft Gratzen und die hier gegründeten Glashütten gehörten, unter anderem Georgenthal und Silberberg, wo Hyalithgegenstände erzeugt wurden. Das dürfte seit Anfang 1817 der Fall gewesen sein. 1819 meldet das Polytechnische Jahrbuch, dass der Graf »verschieden Geräthschaften« aus dieser »schwarzen, glasartigen Masse« dem Polytechnischen Institut in Wien für das Fabriksprodukten-Kabinett übergeben habe. Sie befinden sich heute im Technischen Museum in Wien.

Die beiden Zichs schafften es mit Fleiß, trotz geringerer Vorbildung (ihr Konkurrent Georg Franz August Buquoy war studierter Chemiker) und mit wohl wesentlich weniger finanziellen Möglichkeiten, ebenso ein schwarzes Glas zu erzeugen.

(Spiegl): Ein dem schwarzen Hyalith äußerlich zum Verwechseln ähnliches Glas erzeugte der Hüttenpächter Joseph Zich auf der benachbarten Hütte Schwarzau in Niederösterreich. Er nannte sein schwarzes Glas »Metallglas«, wohl weil die Bezeichnung Hyalith für Buquoy geschützt war. Im 1823 erteilten Privileg (Patent) heißt es, dass dieses »völlig undurchsichtige schwarze Glas mittels Desoxydation durch Holzsägespäne oder andere kohlenstoffhältige Körper« erzeugt werde und sich leichter schleifen lasse »als das nach dem bekannten [Buquoyschen] Verfahren mit Eisenschlacken oder anderen tief färbenden Metalloxyden bereitete«.

Der dritte Produzent einer schwarzen Glassorte war die Harrachsche Hütte in Neuwelt im böhmischen Riesengebirge. Allerdings erzeugte man hier kein Stein- oder Metallglas wie bei Buquoy und Zich, sondern ein mit Manganoxid sehr dunkel gefärbtes Farbglas.

Wohl durch die berühmten Erzeugnisse der benachbarten Hütten der Buquoy angespornt, trieben die beiden Zichs ihre Versuche immer weiter und erzeugten so auch als eine von drei bekannten Hütten der Monarchie ein „Beinglas“, das mit Knochenasche gefärbt wurde. Dafür erhielt Joseph Zich 1832 ein weiteres Patent.

(Spiegl): »Beinglas« wird mit Knochenasche getrübt und ist während des Schmelzens farblos. Je nach Menge der zugesetzten Knochenasche und erst durch mehrmaliges Anwärmen beim Verarbeiten an der Glasmacherpfeife läuft es milchig-opalisierend oder milchig-trüb bis undurchsichtig an.

Der Hüttenpächter Joseph Zich in Joachimsthal und Schwarzau in Niederösterreich hat diese Vorgänge in seinem Steinglas-Privileg aus dem März 1832 so  beschrieben: »…daß das öftere Hineinwärmen…bey der Verarbeitung des Glases das Anlaufen von verschiedenen Farbenschattierungen verursachet …«

Dieses »Privileg…für 1 Jahr« – das auf weitere vier Jahre verlängert wurde – galt für seine »Methode undurchsichtiges und mehr oder weniger durchscheinendes Steinglas nach Art des gelben und grünen Jaspis , des Achats, des Lazurs, des Marmors, etc. zu erzeugen und durch Schleifen verschiedene Nuancen hervorzubringen.«
Die von Zich mit ihren Bestandteilen angeführten neun »Compositionen« enthalten in allen Fällen als Türbungsmittel »calicinirte Beiner« und als Färbungsmittel u. a. Kobaltoxid für Glas »nach Art des Lazur«, Manganoxid (Braunstein) für »Achat«, und in doppelter Dosierung für »Carneol oder Calcedon«. Zum Schluss heißt es noch: »Durch den Zusatz anderer glasfärbenden Metalloxyde werden noch verschiedene andere Mischungen der Farben erzielt.«

Wozu die ebenfalls verwendeten »Holzsägespänne« dienten, erklärt Arnold Busson in einem Aufsatz von 1978 im Zusammenhang mit »schwarzem Metallglas« – womit Zichs Version des schwarzen Hyaliths gemeint ist. Auch beim Beinglas bewirkte das Verbrennen der Holzspäne »eine Desoxidation des Glassatzes… Nach dem Schmelzen sehr langsam abgekühlt, erlitt das Glas eine Veränderung, die unter dem Namen Entglasung bekannt ist« und das Glas »fast ganz undurchsichtig schwarz« färbte.«

Es lässt sich nicht genau sagen, wer von wem „abgeschaut“ haben könnte, aber die „kleinen Hüttenmeister“ Zich hatten auf ihre geschliffenen Steingläser schon ein Patent, als Graf Buquoy auf der Wiener Ausstellung 1835 mit seinem »schwarzem, rothbraunem, gelbraunem und grüngrauem Hyalith« mit einer Silbermedaille ausgezeichnet wurde.

(Spiegl) Mit Joseph Zich, der 1834 im Alter von 45 Jahren ohne Nachkommen starb, ging die Ära Zich zu Ende, die mit Vater Joseph Wenzel begonnen hatte: 1789 in Joachimsthal, 1807 in Schwarzau. Josephs Witwe ließ die Pachtverträge mit der Fürstenbergschen Herrschaft Weitra auslaufen, und neuer Pächter beider Hütten wurde im Mai 1835 Carl Stölzle, der bisher mit Glas nichts zu tun gehabt hatte, aber aus der Gegend stammte: Sein Vater war Revierförster im Revier Granitz der Grafen Buquoy.

Während unter Joseph Zichs Leitung Joachimsthal und Schwarzau auf keiner Ausstellung vertreten waren, beteiligte sich Carl Stölze, der die Produktion offensichtlich ausgeweitet hatte und inzwischen »128 Individuen« beschäftigte, mit einem umfangreichen Programm an der Zweiten Österreichischen Gewerbeausstellung in Wien 1839 und zeigte »Krystall-Glas und alle Gattungen feinen Farbenglases.

Grund war wohl die besseren finanziellen Möglichkeiten Stölzles, er war der Schwiegersohn des Linzer Apothekers Johann van Beethoven (Bruder des Komponisten), der in den Napoleonischen Kriegen durch seine Lieferungen an die Armeen aller Seiten wohlhabend geworden war und sich in Gneixendorf bei Krems das sogenannte „Wasserschloss“ als Alterssitz gekauft hatte. Da die Bedeutung von Holz als Heizmaterial abnahm und die Wichtigkeit des einfachen Transportweges zunahm, betrieb Karl Stölzle die Hütten in Schwarzau und Joachimsthal schließlich nur noch bis 29. April 1852 und wanderte danach nach Nagelberg ab. Danach fanden die Fürstenbergs keinen Pächter mehr und die Glaserzeugung kam in unserer Gemeinde nach 250 Jahren zu einem Ende.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Durch Anklicken des Buttons bestätige ich, die Kommentarregeln der Website gelesen zu haben.