Hilde Peyr-Höwarth

war eine Schriftstellerin, die am 12. März 1925 im Schwarzauerhof geboren wurde. Sie war die Tochter eines Försters des Fürstenbergschen Guts, ging aber schon als Kind mit ihrer Familie nach Salzburg, wo sie die Matura machte und 1956 heiratete. Sie war kinderlos, hatte aber ein Patenkind aus Tunesien. Ihr Mann starb 1989.

Sie dachte sich schon als Kind beim Umherstreifen in der Schwarzau Geschichten aus, daher ist unsere Landschaft auch in ihrem späteren Werk immer wieder zu spüren. Zum Beispiel der Goldentisch-Teich, jenseits der Grenze, der um 1750 als Schwemmteich des Buqouyschen Gutes angelegt wurde, übte eine nachhaltige Faszination auf sie aus und tauchte als Motiv immer wieder auf.

Die spätere Kinheit und Jugend verbrachte sie in Salzburg. Nach der Matura war sie als Sekretärin an der Handelsakademie Salzburg tätig und trat einige Jahre später in den Dienst der salzburger Landesregierung. Ihre literarischen Arbeiten wurden zuerst in Frauenzeitschriften später in Tageszeitungen (Kurzgeschichten) und schließlich sogar im ORF veröffentlicht. Sie schrieb Lyrik, Prosa, Essays, Sketches und Hörspiele, und machte gerne Lesungen ihrer Bücher in Schulen. Sie leitete außerdem ab 1993 die Salzburger Repräsentanz der Gesellschaft der Lyrikfreunde und starb hoch angesehen am 11. Jänner 2016 mit 90 Jahren in der Stadt Salzburg.

Auszeichungen:

1975  Lux-Literaturpreis für Prosa, Salzburg
1983  Anerkennungspreis der Dr. Ernst Koref-Stiftung, Linz
1983  Preis für Satire und heitere Texte des Vereins für Förderung von Literatur, Wissenschaft und Kunst, Wien
1987  Silbernes Verdienstkreuz des Landes Salzburg
1990  NÖ Hörspielpreis durch das Bundesministerium für Unterricht und Kunst, des Landes Niederösterreich, der NÖ Gesellschaft für Kunst und Kultur sowie des ORF Niederösterreich
1993  Wahl zur Präsidentin der Salzburger Lyrikfreunde
1999  Leserpreis der Gesellschaft der Lyrikfreunde
2005  „Rudolf Drescher Feder“ der Interessengemeinschaft deutschsprachiger Autoren

Werke:

Prosa (Erzählbände):
1981  „Auf den Spuren der Zeit“
1983  „ZwischenMinze und Mohn“

Lyrik (Gedichtbände):
„Die blaue Stunde“
„Ein Tropfen Zeit“
1981  „Auf der Fährte des Windes“ Lyrik und Kurzprosa
1989  „Die heilige Kuh“ (3 Auflagen)
1991   „Warten auf die Stille“
1995   „Verlorene Erde“
1996   „Humor statt Drogen“ Humoristischer Gedichtzyklus in Umgangssprache
1999   „Aufgelesen unterwegs“
2000  „Im Spiegel der Sterne“
2003  „Festtagsstress & Alltagspannen“

Hörspiel:
1990  „Big Boss und seine Firma“

 

KOHOUTÍ KŘÍŽ / S´HOHNAKREIZ (Das Hahnenkreuz)

Diese spannende tschechische Heimatforscher-Internetseite hat ihr eine Dokumentation gewidmet. Dank unserer tschechischen Nachbarn bin ich auch auf sie gestoßen.

Unter diesem Link: Informationen zur Autorin.

Hier finden sie diese folgenden Textbeispiele mit Bezug zu unserer Region

 

Frühling im Böhmerwald

Oft träume ich von Böhmens Fluren,
wie ich sie in der Kindheit sah
und Bilder, die ich längst verloren
sind wie durch Zauber wieder da.

Schnee ist geschmolzen in den Wäldern,
die Moldau rauscht, die Welle schäumt
und jeder Grashalm drängt zum Lichte,
dass er den Frühling nicht versäumt.

Im Garten duftet schon der Flieder,
die Birke grünt am Wiesenpfad,
die frisch gepflügte Ackererde
erwartet schon die neue Saat.

Sogar die ersten Fichtenwälder
umspielt ein Hauch von blauem Licht,
wenn sich ein Sonnenstrahl am Morgen
den Weg durch ihre Wipfel bricht.

Was ist geblieben von dem Frühling,
den meine Träume mir gezeigt?
Oft sehe ich zerstörte Bilder,
wenn sich mein zum Spiegel neigt.

Doch immer keimt das neue Leben
und es vergeht – und es fängt an
und alles läuft in jenen Bahnen,
wie sie der Schöpfer einst ersann.

Böhmerwäldler Heimatbrief, 1994, Nr. 5, S. 217

 

Noch lebt mein Dorf

Ich kenn’ ein Dorf im Böhmerwald
an einem grünen Teich,
wo Klee und wilder Ginster blühn,
dort war mein Königreich.

Zur Kirche führt ein Wiesenweg
gesäumt von Apfelbäumen,
noch lebt mein Dorf am grünen Teich
in allen meinen Träumen.

Böhmerwäldler Heimatbrief, 1991, Nr. 5, S. 217

 

Wurzeln

Wenn du,
mein spätgeborenes Kind,
mich nach den Wurzeln
deiner Ahnen fragst,
weht immer noch der Rauch
verbrannter Erde
durch die aufgescheuchten Sinne
und das Niemandsland
trägt immer noch den Schorf
von schlecht verheilten Wunden
wenn ich nach den vertrauten Bildern
eigner Kindheit suche.

Böhmerwäldler Heimatbrief, 1996, S. 425

 

Am anderen Ufer

Nur einen Steinwurf entfernt,
jenseits des Flusses
im Land meiner Väter
rosten die Pflüge im Feld.
Aber immer noch
blüht der Hollunder am Hang,
zieht der Brachvogel
über das Ried,
reift die Beere am Strauch,
flammt der Mohn
im verwilderten Garten.
Nur die Knospe der Rose
welkt vor sich hin,
als wüßte nur sie:
Hier ist Blühen vergeblich.

Böhmerwäldler Heimatbrief, 1994, Nr. 9, S. 422

 

Allerseelen

Mondlicht gleißt
auf schwarzen Teichen,
spielt mit Welle
und mit Wind.
Nacht hängt
in den dürren Zweigen
und die Zeit verrinnt.

Geisterschatten
in Alleen, Schritte,
die verklungen sind.
Moder nistet im Gemäuer
und die Zeit verrinnt.

Kreuze wachsen aus der Erde,
Leben, die vergessen sind.
Sterne ziehn
die alten Bahnen
und die Zeit verrinnt.

Hoam!, 1997, Nr. 11,  S. 3

 

An jenem Tag

An jenem Tag,
als die schwarzen Vögel
über die Wälder kreisten
und Finsternis kam
am hellichten Tag,
da schickte man euch
auf die Reise
mit leichtem Gepäck,
das schwerer wog
als der Stein auf dem Acker,
wo man den letzten der Ahnen
in verlorener Erde begrub.

Eckartbote, 1995, Nr. 2, S. 13 Erinnerungen an den Böhmerwald

 

Grenzland

Die Stille hallt in dunklen Wäldern,
die Farne wachsen auf bemooster Wand
und Rehe äsen auf vergrasten Feldern,
verlass’ne Dörfer starren in verlor’nes Land.

Der Moder spiegelt sich im schwarzen Weiher,
geschund’nes Land, das seine Wunden zeigt,
und Jugendträume ziehn vorbei wie Nebelschleier
an den Ruinen, wo das Leben schweigt.

Eckartbote, 1995, Nr. 2, S. 13 Erinnerungen an den Böhmerwald

 

Moldauquellen

Ein Bach geht auf die Wanderschaft,
verlässt die kleine Welt,
nichts hält ihn auf –
was immer auch sich in den Weg gestellt.

Auch du willst fort aus diesem Tal,
auf neuen Bahnen ziehen,
suchst wie der ruhelose Bach
der Enge zu entfliehn.

Noch folgst du seinem schnellen Lauf,
bald wirst du ihn verlassen,
auf fremden Wegen gehst du jetzt,
auf unbekannten Straßen.

Ein grenzenloser Horizont
läuft deinem Weg voraus,
kein Ziel, das deine Mühe lohnt,
kein schützend Dach, kein Haus.

Doch irgendwo – da rauscht ein Fluss,
du beugst zu ihm nieder,
er kommt aus einem fernen Tal
und du erkennst ihn wieder.

Er ist wie ein vertrauter Freund,
der sich dir zugesellt,
wo keiner deinen Namen kennt –
in einer fremden Welt.

Eckartbote, 1995, Nr. 2, S. 13 Erinnerungen an den Böhmerwald

 

Sprache

Rauschen von Wäldern,
Wassern und Wind,
das ist die Sprache,
an der ich die Heimat erkenne.
Nichts ist geblieben
vom Schweiß jener Hände,
die gerodet, gepflügt,
gesät und gebaut.
Nur der zerklüftete Stein
auf der Halde
widersetzte sich
blinder Zerstörung.
War er’s, der dem spielenden Kind
einst die Wange geritzt?
Rauschen von Wäldern,
Wassern und Wind
und eine Narbe
die zu bluten beginnt,
das ist die Sprache,
an der ich die Heimat erkenne.

Eckartbote, 1995, Nr. 2, S. 13 Erinnerungen an den Böhmerwald

 

Begegnung

Ich suche dich nicht
bei den schwarzen Kreuzen,
wo das große Schweigen beginnt,
ich sehe dein Antlitz
im Spiegel der Teiche
und hör’ deine Stimme im Wind.

Ich suche dich nicht
bei den schwarzen Kreuzen,
ich gehe durchs blühende Land,
späh’ auf einsamen Wegen
nach heimlichen Spuren
und fühle den Schutz deiner Hand.

Ich finde dich nicht
bei den schwarzen Kreuzen,
wo das Reich der Schatten beginnt,
ich folg’ deinen Schritten
im Rauschen des Regens
und spür’ deinen Atem im Wind.

Böhmerwäldler Heimatbrief, 1994, Nr. 3, S. 114

 

Stifters Spuren

Er suchte der Weg zu den Weilern,
wo am Bache das Mühlrad sich dreht,
und über den wogenden Wipfeln
der Geier die Beute erspäht.

Wo das Dickicht gefiederter Farne
kein Sonnenstrahl jemals berührt,
der Weg über Riedgras und Moore
zu einsamen Waldteichen führt.

Er ging auf verschlungenen Pfaden,
die nur er, der Suchende, fand.
und hat in der Stille der Wälder
die Größe der Schöpfung erahnt.

Böhmerwäldler Heimatbrief, 1994, Nr. 8, S. 379

 

Tussetkapelle

Dein Kreuz
ragt in den blauen Sommerhimmel,
der sich auch drüben
über dunkle Wälder spannt,
so unschulsvoll,
als wäre nichts geschehen,
als gäbe es sie nicht,
die brachgewordnen Felder,
die toten Dörfer,
dern Lebensborn versiegte.
Verschlungen sind die Pfade,
die wir gingen – doch vom Altar
da lächelt wissend und vertraut
die Gottesmutter zu uns nieder.
Kein Leid ist so groß,
dass sie es nicht verstünde –
und leise sickert Friede

in die ruhelosen Sinne;
uns wird bewusst,
dass wir nach fährnisreicher Fahrt
nun endlich angekommen sind.

Böhmerwäldler Heimatbrief, 1994, Nr. 8, S. 379

 

Dörfer im Böhmerwald

Die Erntefeuer brannten auf den Feldern
und Weiden wisperten im Wind.
Wohl tausendmal bin ich den Wiesenpfad gegangen,
mit Kieselsteinen spielte ich am Bach als Kind.
Granit lag schwer auf karger Halde,
am Bühel und am Ackerrain,
ein Finkenschlag vom nahen Walde,
am Hang ein Hof, da war ich einst daheim.

Die Ahnen rodeten die Wälder
und machten urbar unberührtes Land,
im Winde wogten Ährenfelder,
das Erbe hüteten die Väter – wie das Land.

Vorbei die Zeit der Kindheitsträume,
das Land verödet – alles ist vertan.
Die Dörfer tot – nur ein paar kranke Bäume,
sie überstanden jene Zeit – und ihren Wahn.

Böhmerwäldler Heimatbrief, 1991, Nr. 9, S. 418

 

Weihnacht in den Bergen

Nordwind braust im Lärchenhang,
Schneefontänen steigen
über Fels und Horizont,
Flocken tanzen Reigen.

Abend naht mit raschen Schritt,
Schlittenkufen rauschen
Augen späh’n ins Dämmerlicht,
Kinderohren lauschen.

Jemand summt ein Wiegenlied,
Harfe seufzt im Wind,
In der Krippe auf dem Stroh
Lächelt leis’ das Kind.

Böhmerwäldler Heimatbrief, 1995, Nr. 12, S. 588

 

Moldau

Von Sagen und Mären umwoben,
bald brausend, bald still und verträumt,
begleitet von einsamen Weilern,
von schweigenden Wäldern gesäumt.

Vorbei an Burgen und Klöstern,
vorbei an der Goldenen Stadt,
die noch den Reiz und der Zauber
von großer Vergangenheit hat.

Gekrönt von der steinernen Brücken
im Spiegelbild zitternder Flut,
wo auf grauen barocken Fassaden
der Geist der Jahrhunderte ruht.

Von Sagen und Mären umwoben,
bald heiter, bald traurig ihr Lied,
wenn sie auf nächtlicher Reise
durch Böhmens Vergangenheit zieht.

Böhmerwäldler Heimatbrief, 1995, Nr. 12, S. 588

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